Heiße Tipps gegen den Winterblues

Endlich tanzen Schneeflocken vor meinem Fenster! Was passiert nur mit mir, wenn es schneit? Meine Tochter tippt sich an die Stirn, weil ich sie zum Schlittenfahren animieren will. Gut, es sind erst 3 cm Schnee, aber na und? Mit 16 ist sie vernünftiger als ihre Mutter, die ihre Tochter in eine Fünfjährige zurück verwandeln will, was nun durch einen Kurzschluss in der linken Gehirnhälfte mit ihr selbst passiert. Ich bin von einer Sekunde auf die andere sicher, dass nun alles gut wird! Hinter mir liegen Wochen mit graubraunen Ansichten, das Stimmungstief (garantiert weiblichen Namens) hat seinen Zenit überschritten, und die Aussicht auf baldigen Urlaub haben immer nur die anderen.

Schnee macht alles hell und uns glücklich. Ein altes Sprichwort sagt: Licht und Luft gibt Saft und Kraft. Im Dunkel schüttet unser Körper Melatonin aus, damit wir müde und energielos werden, um schlafen zu können. Aber wer will das schon, wenn er im Winter genauso funktionieren muss wie im Sommer! Durch den Melatoninüberschuss wird die Produktion des Glückshormons Serotonin unterdrückt. Was war das noch schnell? Ist das nicht nötig, um glücklich zu sein? Richtig. Daher die gedrückte Stimmung und der Heißhunger auf z.B. serotoninhaltige Schokolade. Gerade habe ich ein paar Diäten in diversen Frauenzeitschriften studiert, nun soll ich doch Schokolade essen? Also, so ein Zufall, ich hab da eine Geheimversteck, das nur ich kenne und vor dem ich mich immer extra verstecke, damit ich nicht in Versuchung komme. Also: Schokolade. Als nächstes: Licht! Ich recherchiere im Internet, eine billige Tageslicht Lampe kostet 99 Euro. Gestern wollte ich in der Stadt eine kaufen, da kam mir der Winterschlussverkauf in die Quere und neue Stiefel schienen mir nützlicher als eine Tageslichtlampe. Am Abend habe ich mich über meine Eitelkeit geärgert, aber heute im Schnee machen sich die neuen Stiefel schon bezahlt, und das Licht stürzt sich auf natürliche Weise auf meine Augen. Ich beschließe, meine frisch gewonnenen Energien für Glücksbringer-Erfindungen aufzuwenden.

Sommerassoziationen: Ich lasse mir eine Badewanne vollaufen, quetsche meine arme Yuccapalme hinter die Toilette und mixe mir einen Piña Colada. Mein Mann kommt rein, lässt sich von der Palme in den Hintern stechen und behauptet, nun sei es so weit. Da ich schon den zweiten Cocktail intus habe, interessiert mich nicht, was er damit meint.  Der Abend war nett, aber am nächsten Tag muss ich trotzdem arbeiten. Also, nächster Vorschlag: Ich lade mir Gäste zum Grillen ein. Der kommt richtig gut. Sechs Frauen sitzen auf der Terrasse; Liegestühle, Decken, Glühwein, Würstchen, alles da. Am nächsten Tag habe ich einen Schnupfen, der sich mit dem Kater um den ersten Platz rauft, und mein Mann denkt nicht zum ersten Mal, dass ich einen an der Rassel habe.

Was gibt’s noch? Ich hole meine Wollreste raus und fange an zu stricken – einen Wollbikini. Dabei stelle ich fest, ich kann es noch. Stricken. Was nicht so recht funktionieren will, ist die Größe der Körbchen. Ich nehme Maschen auf. Immer noch zu eng. Ich beschließe: anstatt Maschen aufnehmen, an Gewicht abnehmen.

Am Wochenende fahre ich mit meinen Wanderfreundinnen ans Meer. Wir wandern fünf Stunden über Stock und Stein, immer am Meer entlang. Es ist wunderschön, das Licht, das Meer, die Gespräche, die Bewegung draußen an der kalten, frischen Luft. Am Abend liegen wir faul, erledigt und glücklich am Sofa, halten unsere Bäuche – vor lauter Lachen und voll mit Raclette. Anja hat Schokomuffins gebacken, Rieke hat ein Spiel mitgebracht, bei dem man unanständige Sachen sagen darf, und Katie spendiert Wein – einen spanischen Edeltropfen, von dem eine Flasche für uns alle reicht. Es geht nur um das Gefühl von Wärme, dazu müssen wir uns nicht betrinken, nicht alles schön reden und schon gar nicht jammern.

Alles zu seiner Zeit? Schon, aber erst, wenn mir die Ideen ausgehen!
Ihre Gudrun

 

4 Kommentare zu: »Heiße Tipps gegen den Winterblues«

  1. Ach liebe Gudrun, du zitierst mir aus der Seele. Ich dachte soeben noch, von der Arbeit nach Hause kommen, kurz mit der Familie schnacken und dann noch ein Stündchen in die Sonne gehen und auftanken. Pech gehabt, es regnet in strömen, was nun. Putzen, bügeln und vielleicht ein Bad mit Pina Colada, doch mir fehlt die Palme, egal geht auch ohne. Super Ideeee Danke liebe Gudrun, freue mich auf deinen nächsten Artikel.
    Liebe Grüße von Sybille

  2. Liebe Gudrun,
    das Grau draußen mag ich auch nicht mehr,jedes Jahr das gleiche…und weil ich das weiß, hab ich diesmal vorsorglich eine Reise in die Sonne gebucht. Aber…3 Tage vor Abflug erwischt mich die Grippe, Reise storniert. die Familie fliegt ohne mich und ab ins Bett. Schwitzen und vom Sommer träumen bei Hustentee.
    Endlich allein und Ruhe …himmlisch, tagelang Romane lesen, nicht aufstehen müssen, nicht kochen, nur faulenzen…das hab ich mir den ganzen Winter schon gewünscht !
    Herzlich Gisela

  3. Liebe Gudrun, du sprichst mir aus der Seele! Mein Winteridyll: irgendwo in den österreichischen Alpen, glitzerndes Weiß und ein blitzblauer Himmel, ich und ein paar liebe Mitmenschen in molligwarme Decken gehüllt, in die Ferne sinnierend. Herzhaftes Lachen und meditative Stille im angenehmen Wechsel.
    Die Wirklichkeit sieht nur ein bisschen anders aus, aber gottseidank sind wir gesegnet mit einer blühenden Phantasie!

  4. Ihr Lieben alle!
    Tatsächlich hilft es zu träumen, und Müßiggang und Lesen sind nicht zu verachtende Tätigkeiten! Es tut mir leid für alle, die krank sind und lieber gesund wären, aber die Rekonvaleszenz sollte man sehr ernst nehmen und die Zeit nutzen, um einfach mal faul und egoistisch rumzuhängen! Ich habe über meinem Schreibtisch ein Foto von einem Braunbären, der am Rücken liegt, sich mit den Hinterbeinen von der Wand abstützt und mich dabei träge beobachtet, wie ich ihn fotografiere. Da sollten wir uns an Pippi Langstrumpf halten: Faul sein ist wunderschön. Der Winterblues ist eine moderne Krankheit – früher war es selbstverständlich, am Ofen zu hocken, schlafen, wenn es finster wird, deftiges Essen, Kräfte sammeln für den arbeitsreichen Sommer.
    Also: Statt Winteridyll (seufz!) lieber mal krank sein und zuhause bleiben? Ist schon krank, oder?
    Eure Gudrun

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