Braucht man ab 50 überhaupt neue Freunde? Besser gesagt: Pärchen-Freunde?
Für gewöhnlich hat man ab 50 einen kleinen aber feinen Freundeskreis, den man sich über die Jahrzehnte erarbeitet hat. Das ist einerseits gut, denn da weiß man, was man hat, und es gibt keine unangenehmen Überraschungen. Das ist andererseits schlecht, denn es gibt meist gar keine Überraschungen mehr.
Neulich kam der Mann freudestrahlend nach Hause und fragte mich, ob ich nicht mal Lust hätte, gemeinsam mit einer Arbeitskollegin und deren Mann zu kochen. Bei ihnen zuhause. Abends. Am Wochenende.
Bei mir schrillten sofort alle Alarmglocken. Zum einen beschränken sich die kochtechnischen Qualitäten des Mannes auf drei Gerichte: Pfannkuchen, Gräupchen mit Gemüse und Indisches Curry, zum anderen ist dieses Paar erst Anfang 30. Das sind 20 Jahr Unterschied, das mag man ja gar nicht laut sagen, so alt klingt das! Und ich kenne keinen von beiden. Wie riskant ist das denn?
Zeitreise zurück in die 30er
Und dann dieses Pärchen-Kochen – haben wir das nicht schon vor 20 Jahren in unseren 30ern abgearbeitet? Ich sitze die ganze Woche im Home-Office, da bin froh, wenn ich am Wochenende mal nicht den Kochlöffel schwingen muss, und diese Aufgabe an ein ausgezeichnetes Restaurant abgeben kann.
Aber das Allerriskanteste: Es wäre quasi ein Blind-Date. Und die erste Regel bei Blind-Dates lautet: Verabrede dich nie zuhause, sondern erst einmal in einem Café. Wenn der andere sich dann als Langweiler oder aufdringlicher Casanova entpuppt, kann man sich nach einer vereinbarten Zeit von einer Freundin anrufen lassen und problemlos und schnell das Weite suchen. Ich habe das ausgiebig in meiner Zeit als Single-Frau getestet, sie können mir also glauben.
Schweiger oder Schwätzer?
Den Casanova-Gedanken schob ich großzügig beiseite, aber die Befürchtung, an ein Langweiler-Pärchen zu geraten, blieb. Was, wenn sie mir unsympathisch sind? Was, wenn sie verkrampft sind und meinen Humor nicht verstehen? Was, wenn sie unkommunikativ sind, auf jede Frage nur mit Ja oder Nein antworten, oder wir uns nach ein paar Minuten beim Gemüseschnippeln anschweigen. Oder noch schlimmer: Was, wenn sie Schwätzer sind?
Mir passiert es nämlich immer wieder, dass wildfremde Menschen mir in der Bahn, im Supermarkt oder auf der Damentoilette ihre gesamte Lebensgeschichte erzählen – und das, ohne mir eine einzige Gegenfrage zu stellen. So stehe oder sitze ich denn zu oft fremden Menschen gegenüber, die mir enthusiastisch ihr Herz ausschütten, während ich höflich nicke und krampfhaft nach einer Möglichkeit suche, das Weite zu suchen. Die Zeit scheint währenddessen still zu stehen. Im Geiste höre ich Grillen zirpen, und ab und an sehe ich vor meinem geistigen Auge einen vertrockneten Busch aus einem Western an uns vorbeirollen.
Also bitte nein, kein Blind-Date-Pärchen-Kochabend!
Aber verflixt, ich bin viel zu gutmütig. Warum habe ich auch so einen charmanten Kerl geheiratet, dem ich wenig abschlagen kann? Immerhin setzte ich mich durch, und aus dem gemeinsamen, abendlichen Kochen wurde ein gemeinsames Frühstück. Und es hat Spaß gemacht! Wir aßen, wir tranken, wir lachten – ohne peinliche Pausen oder dummes Geschwätz. Und man muss auch mal an die Vorteile denken: Mit den 30ern kennen wir uns aus, und ich habe sogar noch einige Original-Kleidungsstücke aus der Zeit im Kleiderschrank. Vintage-Mode, sozusagen, und das ist dann schon wieder hip! Sagt man überhaupt noch hip? Ich muss das demnächst mal das neue junge Paar in unserem Freundeskreis fragen.
Ach wie schön! Geschmunzelt und herzlich gelacht habe ich bei der Visualisierung Deiner düstersten Befürchtungen u.v.a. bei den Gedanken, die Dir durch den Kopf schießen, wenn Dich eine(r) im Zug zulabert… 🙂 Es freut mich, dass Ihr schlussendlich eine so tolle Erfahrung gemacht habt (bleibt die spannende Frage, woher Dein Mann denn diese beiden kennt… Bei dem kleinen Altersunterschied… 😉 Und beim nächsten Treffen ziehst Du dann aber bitte die Kleider von vor 20 Jahren an, ok? MIT Foto für uns natürlich… 😉 Liebe Grüße!
Liebe Annette, es handelt sich um Arbeitskollegen meines Mannes – also keine zwielichtigen Datingportale. 😉
Und? Braucht man neue Freunde? Und wie findet man die?
Das kommt ganz auf dich selber an. Wenn du dich mit den vorhandenen Freunden wohlfühlst und nichts vermisst, dann ist doch alles fein. Wenn du neue Freunde finden möchtest, musst du aktiv werden. In der Kantine einfach mal an einen „fremden“ Tisch setzen, jemanden im Supermarkt nach seiner Meinung zu einem Produkt fragen, das in seinem Einkaufswagen liegt; Sportverein; Foren der großen Frauenzeitschriften … es gibt so viele Möglichkeiten – aber leider keine Garantie für neue Freunde. 🙂
Würde mich auch interessieren. Wie findet man die? Wenn man nicht unbedingt einem Sportverein beitreten oder mit seinem – nicht vorhandenen – Hund in eine Hundeschule geht, kein Kneipengänger mit wöchentlichem Kegeln/Bowling werden möchte, was bleibt da noch? Internetportale, die sich überwiegend in der sexuellen Richtung bewegen…..? Ich frage mich oft, wie haben wir das früher gemacht. Durch die Kinder hatte man ständig neue Kontakte und die auch noch regelmäßig. Sobald die Kinder jedoch aus dem Haus sind, entsteht in der Freizeitbeschäftigung eine enorme Lücke.
Wie macht Ihr das? LG Ahnna
Liebe Anna, ich habe oben bei xyz bereits einige Tipps zum Kennenlernen neuer Freunde gegeben. Ohne selbst aktiv zu werden ist die Chance auf neue Freunde tatsächlich gering. Im Internet gibt es zum Kennenlernen natürlich noch andere Möglichkeiten als einschlägige zwielichtige Portale. Auf Facebook gibt es z.B. zu nahezu jedem Interessengebiet Gruppen. Dort ist der Austausch oft sehr herzlich und offen, sodass schnell neue Kontakte entstehen. Ich habe so bereits viele Leute kennengelernt, mit denen ich mich dann auch privat getroffen habe. Selbst wenn man nicht Tür an Tür wohnt, können so schöne Freundschaften entstehen. Das selber aktiv werden hilft dabei enorm ;-). Aber wie gesagt: Eine Garantie, dass daraus Freundschaften entstehen, gibt es nicht. LG Valérie von Life40up!
Hallo zusammen,
Ich stehe gerade vor dem gleichen Problem, ich bin gerade so schön am Anfang oder mittendrin in den Wechseljahre und ich muss sagen ich fühle mich so richtig bescheiden. Nach meiner Scheidung haben sich „Freunde “ in Luft aufgelöst, durch die Kinder, erneute Heirat und jetzt zum Schluss auch noch ein Umzug, blieb für Freundschaften/Bekanntschaften keine Zeit und die, die geblieben sind, sind mehr mit sich selbst beschäftigt oder können noch nicht mitreden. Eigentlich bin ich ein offener Mensch, aber irgendwie habe ich das Gefühl nirgendwo mehr dazu zugehören?
Kennt das jemand?
VG Silvi