Die Wechseljahre – positiv betrachtet

„Die Wechseljahre positiv sehen? Wie soll das denn gehen?“, werden viele Frauen sich fragen, wenn sie die Überschrift zu diesem Artikel lesen. Zugegeben, es ist ein langer Prozess, der für uns Frauen ab dem ca. 40. Lebensjahr beginnt und bis ca. zum 55. Lebensjahr dauert. Assoziiert werden die Wechseljahre häufig mit negativen Aspekten wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und – insbesondere von Männern – Stimmungsschwankungen. Warum die Wechseljahre auch viele Vorteile haben können und sogar einen echten Neuanfang darstellen können, habe ich hier mal zusammengestellt.

 

Die Regelblutung und Co.

Mal ehrlich: Wer freut sich oder hat sich über die Regelblutung gefreut? Bei einigen Frauen waren bereits die Tage vor dem Einsetzen der Periode von Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Wassereinlagerungen und Jieper auf Süßes geprägt. Neben diesem sog. Prämenstruellen Syndrom (also den Tagen vor den Tagen) kamen dann bei vielen Frauen auch noch starke Regelschmerzen hinzu. Spätestens mit der letzten Blutung fallen alle diese negativen Begleiterscheinungen weg.

Gerade mit Mitte 40 – bedingt durch das Abfallen des Progesterons – verstärkt sich bei vielen Frauen die Blutung deutlich. Das zieht einerseits einen hohen Verbrauch an Binden und Tampons nach sich, andererseits rutschen viele Frauen durch den hohen Blutverlust zeitgleich in eine Blutarmut (Eisenmangelanämie). Diese geht in vielen Fällen mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche u. v. m. einher. Neben der Kostenersparnis für Binden und Co. berichten Frauen mit dem Wegfall der Monatsblutung über eine deutliche Zunahme des körperlichen Wohlbefindens.

Diejenigen, die sich während Blutung gewissen Einschränkungen unterworfen haben z. B. wie keine helle Kleidung zu tragen oder nicht ins Schwimmbad oder in die Sauna zu gehen, erleben eine neue Freiheit.

Frauen, die unter zyklus- / hormonabhängigen chronischen Erkrankungen wie Myomen oder Endometriose leiden, haben den Vorteil, dass sich Ihre Beschwerden durch die Wechseljahre deutlich mindern oder sogar ganz ausbleiben.

 

Keine Verhütung mehr nötig

Es gibt sie tatsächlich noch. Die Ansicht, dass Frauen ab dem Moment, ab dem sie keinen Zyklus mehr haben, also nicht mehr fruchtbar nicht, nicht mehr zu gebrauchen sind bzw. wohl auch keinen Sex mehr haben (sollten). In diesem Bereich ist noch ein Umdenken notwendig, die Frau in der Menopause benötigt in unserer Gesellschaft noch mehr Akzeptanz. Denn das Absinken der Hormone hat keine Auswirkung auf die Fähigkeit, sexuell erregbar zu sein oder einen Orgasmus zu bekommen. Vielmehr bietet es Ihnen die Chance, Ihr Sexualleben neu kennenzulernen und mit Ihrem Partner neu zu entdecken, zu genießen und das alles ohne das Thema ungewollte Schwangerschaft. Welch eine Freiheit!

Denn ob Pille, Spirale, Kupferkette oder Diaphragma, die Verhütung ist doch meist noch Frauensache.

Bitte berücksichtigen Sie dabei, dass Sie frühestens nach ein Jahr nach der letzten Regelblutung sicher sein können, nicht mehr schwanger werden zu können.

Allerdings kann es sein, dass durch das Absinken des Estriols (eine Unterform des Östrogens) die (Vaginal-)Schleimhäute trockener bzw. empfindlicher werden. Dies kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bis hin zu Rissen in der Vaginalschleimhaut oder einem unangenehmen Juckreiz führen. Gleitgel beim Sex kann dabei Abhilfe schaffen, aber Sie sollten auch die tägliche Intimpflege intensivieren.

Einige Apotheken stellen auf rein pflanzlicher Basis (ohne Hormone) sogenannte Intimpflegecremes her, welche Sie über das Internet beziehen können. Aber Sie können natürlich auch selbst etwas für sich tun: Vaginalzäpfchen mit hilfreichen Pflanzen, die speziell bei trockener / empfindlicher Vaginalschleimhaut unterstützen können, die Beschwerden zu lindern. Mit Granatapfelsamenöl und Sanddornfruchtfleisch seien nur zwei genannt, die als Vaginalzäpfchen miteinander kombiniert werden können. Hier gibt es ein Rezept für die Zäpfchen zum Selbstherstellen.

 

Ein Neuanfang auch für die Persönlichkeit der Frau

Wie die Pubertät sind auch die Wechseljahre eine Zeit des großen Umbruchs im Leben der Frau – nicht nur was den Hormonhaushalt angeht.

Dabei finde ich die Rolle, die dem Hormon Östrogen (unter ganzheitlichen Gesichtspunkten) zukommt, besonders interessant. Östrogen wird auch als „Fürsorglichkeitshormon“ bezeichnet. Das meint die Fürsorge für andere, nicht für uns selbst. Im übertragenden Sinne versetzt uns Frauen Östrogen erst in die Lage, unsere eigenen Bedürfnisse zugunsten der Familie hintenanzustellen. In Phasen hoher Östrogenspiegel im Körper müssen wir aber auch aufpassen, uns in den gestellten Aufgaben nicht zu verlieren. So kann es sein, dass wir zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr einen Spagat zwischen der eigenen Berufstätigkeit, den Kindern und ggf. den zu pflegenden eigenen Eltern schaffen müssen.

Beginnt der Östrogenspiegel in den Wechseljahren (endlich) zu sinken, ist es Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Diese Erkenntnis ist es wohl auch, die uns anderen Gegenüber (speziell unseren Partnern / Partnerinnen) als zickig oder widerspenstig wirken lässt. Wir „funktionieren“ in deren Augen eben nicht mehr so, wie die Jahre bzw. Jahrzehnte zuvor. Unsere Familien müssen sich erst daran gewöhnen, dass wir Frauen – ausgelöst durch den hormonellen Umstellungsprozess – auch auf eine Reise zu uns selbst gehen, und um uns selbst wiederzufinden.

Wichtig finde ich, dass wir Frauen offen darüber sprechen sollten, wie es uns in den Wechseljahren geht und was sie für Veränderung mit sich bringen – körperlich und emotional.

Stefanie Möller-Peske

Frau Möller-Peske ist Heilpraktikerin in Hamburg-Eimsbüttel und hat unter anderem den Schwerpunkt Wechseljahre.
moeller-peske.com

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