Frau ist schwindelig.

Tabuthema Menopause im Job. Was sich endlich ändern muss …

Vor meiner Selbstständigkeit arbeitete ich in einem großen Konzern und teilte mir ein Büro mit zwei weiteren Kolleginnen. Die eine war Ü-50 und mitten in den Wechseljahren, die andere Mitte 20 und ich Ende 30. Also eine altersmäßig bunte, und wie sich herausstellen sollte, explosive Mischung.

Fast täglich spielten sich in unserem Frauenbüro folgende Szenen ab:

Die Wechseljahreskollegin wurde mehrmals am Tag von schweren Hitzewallungen geplagt. Ihr Gesicht wurde rot, Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn, und sie begann, sich mit Schnellheftern demonstrativ Luft zuzufächeln. Schließlich knöpfte sie hektisch die obersten Knöpfe ihrer Bluse auf, rief: „Himmel, hier ist es mal wieder viel zu heiß, ich brauche frische Luft!“, rannte zum Fenster und riss es auf. Sommer wie Winter.

Und während sie so beglückt lächelnd am Fenster stand, begann die Kollegin Mitte 20 zu frieren und zog sich erst demonstrativ die Strickjacke über, um nach spätestens 10 Minuten etwas genervt zu fordern: „Machen Sie bitte das Fenster wieder zu, mir ist kalt.“

Spätestens jetzt wäre es schlau von mir gewesen, das Büro zu verlassen, um mir einen Kaffee zu holen. Denn wer gerät schon gerne zwischen die Fronten? Aber wer zu langsam das Büro verlässt, den bestraft das Leben, und so fragte die Wechseljahreskollegin sofort mit forschem Ton in meine Richtung: „Frau Müller, IHNEN IST DOCH NICHT KALT, oder?“, während die andere Kollegin sich in meine Richtung entrüstete: „Also bitte, jetzt sagen Sie doch auch, dass Ihnen kalt ist.“ Mit in die Hüften gestemmten Armen blickten mich beide herausfordernd an und warteten auf mein 2-gegen-1-Urteil. Unangenehm, kann ich Ihnen sagen!

Wir legten schließlich feste Lüftungszeiten fest, aber die Diskussion über Länge und Lüftungsintensität endete erst, als sich die jüngere Kollegin in einen anderen Büroraum mit jüngeren Kollegen versetzen ließ.

Seit ich selber in den Wechseljahren bin, frage ich mich: Hätte man damals mehr tun können? Sollte man heute in den Unternehmen mehr tun, und wenn ja, was kann man tun?

In Großbritannien gibt es jetzt Wechseljahresbeauftragte in Unternehmen

Die Briten sensibilisieren inzwischen in vielen öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen die Mitarbeiter für das Thema Wechseljahre. Es gibt dort neuerdings Vertrauenspersonen, mit denen betroffene Frauen über Sorgen und gesundheitliche Beschwerden sprechen können, und Aufklärungskampagnen, damit Vorgesetzte und Kollegen wissen, wie sie zum Beispiel mit solchen Situationen wie dem Hitzewallungs-Lüftungsproblem umgehen können.

Sophie von Wessex, Frau des jüngsten Queen-Sohns Edward, hat die Schirmherrschaft für die Organisation „Wellbeing of Women“ übernommen, in der es auch um die gesellschaftliche Bedeutung der Menopause geht. Und so entsteht zurzeit in Großbritannien einen regelrechte Pro-Wechseljahres-Bewegung. Denn Symptome wie Schweißausbrüche, Benommenheit, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, in manchen Fällen auch Depressionen, führen nicht selten dazu, dass Frauen in den Wechseljahren aus dem Beruf aussteigen.

Dabei zahlt es sich für Unternehmen aus, erfahrene Mitarbeiterinnen zu halten und ihnen ein angepasstes und angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten. In Großbritannien profitieren die dortigen Wechselweiber bereits von der weltweiten Debatte um Diversität und Inklusion. Inzwischen können sich Arbeitgeber sogar als ‚menopause friendly’ zertifizieren lassen und verweisen in ihren Stellenausschreibungen darauf.

Maßnahmen für ein menopausenfreundliches Unternehmen

Auch wenn nicht alle Frauen gleichermaßen von Wechseljahressymptomen betroffen sind, so haben in Großbritannien viele der menopausenfreundlichen Unternehmen bereits Maßnahmen auf den Weg gebracht:

  • Flexible Arbeitszeiten und -modelle
  • Reduzierung arbeitsbedingter Stressquellen
  • Wechseljahresrichtlinien
  • Eine Auswahl an Stoffen für Arbeitsuniformen, z. B. dünnere Stoffe und Naturmaterialien
  • Ventilatoren oder Klimaanlagen am Arbeitsplatz
  • Ausreichend Trinkwasser
  • Umkleiden

Wie seht ihr das, liebe Wechselweiber?

Sollten Unternehmen die spezifischen Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren berücksichtigen? Welche Maßnahmen würdet ihr euch von eurem Arbeitgeber wünschen, damit euer Arbeitsplatz menopausenfreundlich wird?

Schreibt eure Meinung und Vorschläge in die Kommentare!

Valérie

Valerie Müller ist Ü-40 Bloggerin, PR-Beraterin, begeisterte späte Mutter und die Herausgeberin und Autorin von Life40up!
life40up.de

2 Kommentare zu: »Tabuthema Menopause im Job. Was sich endlich ändern muss …«

  1. Das ist ja mal eine tolle Idee! Dafür wird es wirklich langsam Zeit. Auf die Belange von Frauen wird in den Unternehmen meines Erachtens viel zu wenig Rücksicht genommen. Bei vielen Arbeitgebern ist es eher so, dass man als Frau im gebärfähigen Alter sowieso abgeschrieben wird und Wechseljahresbeschwerden werden eher belächelt oder ignoriert.
    Solche Sachen wie Umkleiden, Ventilatoren oder Klimaanlagen sollten wirklich Standard sein.
    Und die Einhaltung der Maßnahmen könnten von einer Wechseljahresbeauftragten überwacht werden!
    Aber ich fürchte, dass wir hier in Deutschland da noch einen sehr weitern Weg haben.
    Viele Grüße
    Yvonne

  2. ich wäre am liebsten mal länger krankgeschrieben. mein leben ist mit all den Beschwerden gerade auch ohne irgendwas die Hölle. ich bin Krankenschwester in der Kinder und Jugendpsychiatrie, das verlangt mir in diesem zustand alles ab

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