Corona-Koller: Partnerschaft, Quarantäne und Wechseljahre. So funktioniert das Zusammenleben in der Ausnahmesituation

Quarantäne Tag X. Ich habe mein Home-Office an den Ehegatten abgetreten, denn er muss wegen Corona zwangsweise von zuhause aus arbeiten. Jetzt sitzt er im Hugh Hefner Bademantel vor dem PC und nimmt an beruflichen Business Calls teil. Inzwischen benimmt er sich sogar manchmal wie Hugh Hefner, denn aus dem Obergeschoss höre ich öfter Zwischenrufe wie: „FRAU MÜLLER, BITTE ZUM DIKTAT“ oder „FRAU MÜLLER, WANN KOMMT DENN MEIN ESSEN?“ Ich muss wohl nicht extra betonen, dass ich mit Frau Müller gemeint bin und im Kopf des Ehegatten scheinbar zur persönlichen Assistentin mutiert bin.

Überhaupt: Ich bin hier gefühlt nur noch mit Essen planen, Essen zubereiten, Aufräumen und Unterrichten beschäftigt. Das war so nicht geplant! Fehlt nur noch, dass ich mich als sexy Bunny verkleiden soll. Dann springe ich Hugh Hefner, ähm, dem Ehegatten, aber an den Hals!

Explosive Nähe durch häusliche Isolation

Sie merken, nie war das allgemeine Verlotterungspotenzial so hoch und das eheliche Krisenpotenzial so groß. Auf einmal treffen hier auf nicht absehbare Zeit tagtäglich zwei erwachsene Individuen mit all ihren Ecken und Kanten und Hormonschwankungen aufeinander, die räumlich nur begrenzte Ausweichmöglichkeiten haben. Da kann es schon mal sein, dass man aus der Haut fährt, oder wie der Ehegatte es formuliert:

„REIZEN SIE MEINE FRAU NICHT, DIE IST GEFÄHRLICHER ALS CORONA!“

Wie übersteht eine Partnerschaft diese Extremsituation?

Hier im Rheinland sagt man „jeder Jeck ist anders“. Das bedeutet nichts anderes, als dass man die Unterschiede des anderen respektieren und ernst nehmen sollte. Jeder geht anders mit einer ungewohnten Krisensituation um. Die einen nehmen es locker (mein Mann) die anderen verfallen eher in Schockstarre und reagieren panisch (ich). Da hilft es nicht, wenn man sich über das Verhalten des anderen aufregt oder lustig macht.

Ängste des anderen ernst nehmen und respektieren.

In einer Partnerschaft müssen wir akzeptieren, dass jeder anders mit Ängsten umgeht. Wenn der Partner darauf nicht eingeht, sollten wir ihm deutlich sagen, wie wir uns fühlen, zum Beispiel: „Mich ängstigt und verunsichert die momentane Situation. Bitte nimm meine Sorgen ernst, denn nur so kann ich mich beruhigen und auch entspannter mit Dir und der neuen Situation umgehen.“

Wenn es uns gelingt, uns in die Gefühlswelt des anderen hineinzuversetzen, dann bietet diese Krise uns als Paar die Chance, durch Verständnis unserem Liebsten Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen, zum Beispiel durch liebevolle kleine Gesten:

  • Zettelchen mit netten Worten in der Jackentasche, auf dem Schreibtisch, neben der Kaffeetasse hinterlassen
  • Ein handgeschriebener Liebesbrief
  • Eine E-Mail mit ein paar aufmunternden Worten, auch wenn man sich im selben Haus / derselben Wohnung befindet.
  • Lustige WhatsApp-Nachrichten zur Aufmunterung
  • Unaufgefordert eine Tasse Kaffee / Tee an den Schreibtisch bringen
  • Gemeinsame Mahlzeiten einnehmen.

Freiräume. Zeit getrennt voneinander verbringen

Wer ungewohnt viel Zeit auf engem Raum miteinander verbringen muss, der braucht auch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Hier sollten Sie die eigenen Bedürfnisse klar kommunizieren. Ebenso wichtig ist es aber auch, die Bedürfnisse des Partners zu respektieren. Sprechen Sie sich ab, wie viel Zeit Sie für sich alleine benötigen. Lassen Sie auch dem anderen diesen Raum. Verabreden Sie sich danach für gemeinsame Zeit und Aktivitäten.

Erstellen Sie einen groben Zeitplan für den Tag

Planen Sie alles ein, was Ihnen und Ihrem Partner wichtig für ein harmonisches Zusammenleben ist, zum Beispiel:

  • Zeit für den Job, der jetzt von Zuhause aus erledigt werden muss
  • Zeit für den Haushalt
  • Zeit für Einkäufe
  • Zeit für die Mahlzeiten und deren Zubereitung
  • Freizeit für jeden der Partner
  • Zeit für (gemeinsamen) Sport
  • Zeit für Hobbies

So müssen Sie nicht jeden Tag aufs Neue ausdiskutieren, wer was wann erledigt. Planung bedeutet weniger Krisenpotenzial!

Hausarbeiten untereinander aufteilen

Der Haushalt ist einer der größten Streitquellen für Paare. Jetzt, in der freiwilligen Quarantäne zuhause, überschneiden sich die gewohnten Rollen. Die Aufgaben des Jobs erledigt man jetzt daheim. Hier kann der Mann aber nicht erwarten, dass die Frau auf einmal den Job der Hausfrau übernimmt, wenn sie ansonsten auch ihren eigenen Job hat. Beide sind jetzt gleichermaßen für Job und Haushalt zuständig. Auch hier empfehle ich den Einsatz von Zuständigkeitslisten.

Verantwortung verteilen: Welche Hausarbeiten gibt es und wer ist aktuell wofür zuständig?

Ich plädiere für die Aufteilung nach Fähigkeiten. Wenn ich möchte, dass meinen Angorapullover in derselben Größe und nicht als Size Zero-Knäuel aus der Waschmaschine kommt, dann übernehme ich eben die Wäschesortierung. Der Mann hängt die Wäsche dann nach dem Waschen auf die Wäscheleine.

Ich räume die Spülmaschine ein, weil mich die Sortierung des Mannes wahnsinnig macht. Er räumt die Spülmaschine dann aus, wenn sie fertig ist. Prinzip verstanden? Gut! Schreiben Sie die Aufteilung des Haushalts ruhig in eine Liste, dann gibt es nachher auch keine Diskussionen. Und wenn es zeitlich doch mal hapert mit der Verteilung, dann sollte es auch kein Drama sein, ausnahmsweise einmal eine der Aufgabe des Partners zu übernehmen. Und selbstverständlich räumt jeder das eigene Geschirr vom Tisch direkt in die Spülmaschine. Ach Moment, das mache ich lieber, der Mann räumt die Maschine ja immer so komisch ein …

In diesem Sinne: Passen Sie auf sich auf, vertragen Sie sich, bleiben Sie ein Paar und bleiben Sie gesund!

Valérie

Valerie Müller ist Ü-40 Bloggerin, PR-Beraterin, begeisterte späte Mutter und die Herausgeberin und Autorin von Life40up!
life40up.de

1 Kommentar zu: »Corona-Koller: Partnerschaft, Quarantäne und Wechseljahre. So funktioniert das Zusammenleben in der Ausnahmesituation«

  1. Liebe Valérie,
    da hast du wirklich ein paar tolle Tipps gegeben.
    Auf die Idee mit dem Plan bin ich noch gar nicht gekommen. Werden wir aber auf jeden Fall ausprobieren!
    Wir teilen uns schon seit langem die Hausarbeit auf. Und zwar machen wir es auch so wie du/ihr:
    jeder macht die Sachen im Haushalt, die er gerne macht und auch besser kann.
    Die Anregung mit den Zettelchen oder mal eine nette Überraschungsmail finde ich wirklich entzückend!
    Ich freue mich schon auf deinen nächsten Beitrag!
    Bleib gesund!
    Liebe Grüße!
    Yvonne

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