Die Waage und die Wahrheit

„Hast du zugenommen?“ „Nö!“
Wie liebe ich diese Frage, aber meine Tante Karin trifft immer ins Schwarze. Natürlich hatte ich zugenommen und nicht zu knapp.

Hose oder Waage? Für Antonia keine Frage...
Hose oder Waage? Für Antonia keine Frage…

Da ich keine Waage besitze, halte ich es seit Jahren mit Karl Lagerfeld: Meine Hosen sind meine Waage. Bis jetzt ging das immer wunderbar: Wenn die Hose etwas kneift, die nächsten Wochen ein bisschen mit dem Essen einschränken (hauptsächlich keine Schokolade mehr), und schwupps-di-wupp, schon passt[e] die Hose wieder. Gut, in meiner Depressionsphase habe ich in kurzer Zeit sehr viel abgenommen und mich anschließend über jedes Kilo auf den Hüften gefreut. Aber das liegt jetzt GottSeiDank hinter mir.

Aber so deutlich, wie es Tante Karin formulierte, wollte ich es dann doch nicht hören. Zum Glück schickte sie gleich den Satz hinterher: Steht dir aber gut. Etwas weiblicher!“ Mann, ich kämpfe seit Monaten mit meiner Figur. Abgesehen davon, dass die Hosen kneifen, werden bestimmte Übungen beim Yoga auch nicht gerade einfacher. Wenn wir z.B. gerade sitzen, die Arme nach oben strecken und uns dann nach vorne beugen sollen … auf einmal ist da was im Wege. Da hatte ich noch NIE! Und dabei esse ich fast „Nichts“. Morgens Haferflocken mit Obst, zur Arbeit nehme ich zwei Scheiben Vollkornbrot und Gemüse mit, abends viel Fisch und Gemüse, ohne Kohlehydrate. Ab und zu gönne ich mir ein Weinchen und ein Stück Schoki. Ansonsten fahre ich jeden Tag Fahrrad, mache morgens meine 15 Minuten Körpertraining. Was soll ich denn noch machen, oder eben nicht?

Mich hat es irgendwie total frustriert. Zu meinem Schatz sagte ich nach einem Blick in den Spiegel: „Irgendwie wandert das Fett vom Po über die Hüften zum Bauch, und ich kann nichts dagegen tun.“ Ich war doch immer so stolz auf meinen flachen Bauch. (Als ich vor circa 15 Jahren die Frau meines Gynäkologen an der Rezeption traf, dachte ich zuerst, sie wäre schwanger. Dafür war sie aber zu alt. Es war einfach nur ihr Bauch.) Das wollte ich nie! Und jetzt? Ich bin auf dem besten Weg dahin.

Ich übertreibe natürlich, aber manchmal fühle ich mich einfach so unförmig und nicht mehr so attraktiv. Jetzt muss ich gerade an ein Geschenk von meinem Bruder denken, eine Tasse:

Ich mag zwar dick sein, aber du bist alt …
… und ich kann abnehmen.
Er war schon vor 20 Jahren sehr weitsichtig. Jetzt werde ich alt und fülliger. Na super!

Aber ich habe für mich eine Entscheidung getroffen: Wenn meine Hosen kneifen, dann kaufe ich mir eben die nächsten Hosen eine Nummer größer. Und bei Tante Karin werde ich weiter darauf bestehen, dass ich nicht zugenommen habe.
So, und nun mache ich mir was zu essen und schenke mir ein Weinchen dazu ein.

Guten Appetit und liebe Grüße
Ihre
Antonia ☺

P.S. Was machen Ihre Hosen?

1 Kommentar zu: »Die Waage und die Wahrheit«

  1. Hallo Antonia,

    vielen Dank für diese mir so vertrauten Zeilen in puncto flachen Bauch, Ernährung und das Thema Waage.
    Auch sehr schön was dir beim Gynäkologen passiert ist. 🙂
    All das kenne ich nur zu gut.
    Anfangs wollte ich mich damit nicht abfinden, aber nun sehe ich auch die Vorteile.
    Als ich 44 wurde, bin ich nochmal voll durchgestartet, hab mich neu verliebt, 5 kg abgenommen und gedacht das bleibt jetzt so.
    Neeeee, das war nur das letzte aufbäumen, vor den Wechseljahren. Das weiß ich jetzt.
    Meine Waage betrete ich nur noch im äußersten Notfall, meine alten Hosen liegen ganz unten im Schrank und meine neue Kleidergröße 42/44 habe ich akzeptiert.
    Und sogar noch mehr.
    Ich fühle mich zwar nicht wirklich körperlich wohl, wenn alles so wabbelt, aber dafür sehe ich kaum noch Falten im Gesicht. Ich sehe irgendwie jünger und frischer aus, als mit 10 kg weniger. Denn nachdem ich so schön 5 kg abgenommen habe, sind mittlerweile wieder 10 dazu gekommen.
    Und die wollen sich beim besten Willen nicht verflüchtigen. Früher habe ich dann mal 2-3 Tage gefastet und schwupps waren 3 kg weg. Davon kann ich heute nur träumen.
    Alles in allem kann ich aber mit diesen beiden Nebenerscheinungen der Wechseljahre ganz gut umgehen. Gewichtszunahme und Hitzewallungen sind mir lieber als ein regelmäßiger Zyklus und Depressionen oder Gefühlsschwankungen.
    Ich bin froh zu wissen das ich damit nicht allein bin und danke dir für deinen tollen Beitrag hier.

    Beste Grüße,
    Coco

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