Jedes Alter hat sein Thema

Marianne (75), die Mutter meiner Freundin Heike, brach gestern mit ihrer Freundin Else (73) zu einem Kurzurlaub auf. Vier Tage London inklusive Schiffsanreise ab Holland und diversen Stadtrundfahrten und Schlossbesichtigungen in der Heimat der Queen.

Anstrengend, aber herrlich, so ein Kurztrip zur Queen
Anstrengend, aber herrlich, so ein Kurztrip zur Queen

Auf der Fahrt zum Bustransfer war Heike Zeugin folgender Unterhaltung:

Was hast Du denn alles mit?
Na ja, meine Medikamente.
Du, die habe ich natürlich auch alle mit.
Dann eine Wärmflasche und selbstverständlich mein Blutdruckmessgerät.
Oh, das ist gut. Man kann nie wissen.

Heike lachte sich innerlich kaputt. Die Hälfte des mütterlichen Gepäcks bestand aus Medikamenten und Hilfsmitteln.

Hoffentlich werden wir nicht auch mal so. Es heißt ja, im Alter wird nur noch über Krankheiten geredet, war Heikes Kommentar mir gegenüber.

Ich sehe das ein bisschen anders. Wenn ich über Dinge spreche, bekomme ich Informationen, Hilfen, neue Ideen. Das alles hilft mir weiter.

Mit neun oder zehn Jahren mache ich mir Gedanken, auf welche Schule soll ich denn nun gehen? Welche Freundin kommt mit? Mit dreizehn steht vielleicht der erste Freund an und die Gespräche laufen darüber. Mit achtzehn, was will ich studieren, oder welche Ausbildung will ich machen? Wenn das erste Kind da ist, wird über Kindererziehung, Windeln, Nachtruhe usw. geredet.

Mit fünfzig spreche ich über meine Depressionen und meine Wechseljahre (meine Mutter würde jetzt wieder sagen, darüber spricht man nicht), und mit 75 rede ich vielleicht auch über mein Blutdruckmessgerät oder meinen Cholesterinspiegel.

Ich möchte damit sagen, jedes Alter hat seine Themen und wir können noch so viel lernen. Als meine depressiven Schübe 2009 anfingen und ich mir mal wieder ziemlich fertig eine Pause gönnte, kam Karin und fragte, was denn los sei? Hätte ich ihr damals nicht von meinen Wechseljahresbeschwerden, meinen depressiven Schüben erzählt, würde ich hier nicht für Sie schreiben und ich hätte viele Anregungen nie erhalten.

Dafür möchte ich mich erst mal bei Ihnen bedanken: DANKE!
Es geht nicht ums Lamentieren, wenn Mütter nur noch über ihre Kinder reden. Wenn das Thema Hitzewallung den ganzen Abend bestimmt oder eben Marianne und Else in London nur ihre Wehwehchen besprechen und verarzten. (Wenn dem so wäre, würden sie wohl beide nicht nach London reisen, sie möchten ja etwas erleben.)

Und als Heike sie dann vom Bustransfer wieder abholte, sprachen beide nur von der Queen, der tollen Stadt und Vielem mehr. Und Sie werden es nicht glauben, der nächste Kurzurlaub ist schon in Planung.

God save the Queen!
Ihre
Antonia 🙂

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