Königin der Müllberge

Was wären die Sommerferien ohne Sonne, Strand und glasklarem Türkis leuchtenden Meer! – 17 Bundesland, wir kommen!

Endlich, der heiß ersehnte Urlaub mit meiner Familie. Gleich am ersten Tag kletterte ich mit meinen Männern hinab in die wilde Ziegenbucht. Was für Ausblicke… einfach traumhaft. Wie in der Karibik! Das Türkis glitzernde Wasser, der weite Blick auf Bergketten und Pinienwälder. Es schien perfekt. Ich war gerade dabei, mich in meiner heiß geliebten Bucht in die Fluten zu stürzen, als mir die ersten Plastiktüten entgegen waberten. Ich war echt geschockt! Selbst hier, in meiner Urlaubs-Idylle schwamm Plastik-Müll. Da war mir eines klar: Wir sind schwer im Begriff, uns Menschen abzuschaffen, wenn wir weiter die Meere so vollmüllen.

Pollution and inorganic waste on sea beach

Ich erinnerte mich an Sommerferien mit meiner Familie in St. Peter Ording, an diesen unendlich weitläufigen Strand, an dem die Kite-Weltmeisterschaften zur selben Zeit stattfanden. Die Kiter sind echt coole Typen, hatten überall Zelte aufgestellt und es gab irrwitzig viel Fun und Action. Jeden Tag waren wir da. In einem Zelt sammelten sie über die Woche der Weltmeisterschaft den Müll, den die Wellen an den Strand geschwemmt haben. Jeder wurde ermuntert, das mitzubringen, was er auf seinem Weg zum Kite-Dorf gesammelt hat.

Gesagt, getan, ich begann Strandmüll zu sammeln. Ich war wie versessen darauf. Anfangs liefen meine Männer weit voraus in der Hoffnung, nicht mit mir in Verbindung gebracht zu werden. Und ich werde eines nie vergessen: Der Strand war jeden Tag aufs Neue voll mit Müll! Fischernetzen, Plastikplanen, Plastikflaschen, Gummilatschen, Zahnbürsten… auweia, lag da viel rum! Mein Sohn fragte mich jeden Morgen beim Betreten des Strandes: „Mama, sammelst du jetzt wieder Müll? Hast du deine Tüten dabei?“

Ich geriet richtig in Sammellust, sodass ich begann, mir die Fundstücke am Körper zu befestigen, sie ineinander zu knoten, damit ich noch mehr mitnehmen konnte. Es nahm ja kein Ende dieser Müll.  Einmal trug ich eine wilde Schleppe aus Fischernetzen und Plastikfetzen über den unendlich weiten Strand… ich kam mir vor wie die Königin der Müllberge, wie Medea der Meere. Die „Olchis“ hätten mich sicher sofort adoptiert.

Als gelernte Schauspielerin hatte ich immer schon den Hang ins Theatralische! Sicherlich haben Strandbesucher gedacht, ich hätte Ausgang! Echt schade, dass ich damals kein Foto gemacht habe, hätte ich Euch glatt gezeigt. Naja, das nächste Mal denke ich dran.

Diese Erinnerung ratterte  vor meinem inneren Auge, als ich diesmal im Meer schwamm, umgeben von Plastikschnipseln und Co.! Und da legte ich auch schon los: Rein ins Wasser, Spaß haben, toben und auf dem Rückweg den Müll mitnehmen. Es gab mir auch ein inneres Wohlgefühl zu wissen, dass die nächsten Besucher einen schönen Strand vorfinden, wo eben keine Plastikflaschen und so herumliegen. Auch wenn es nur für ein paar Stunden ist, bis die Wellen die nächste Ladung Müll vor unsere Füße an Land spucken. Da fällt mir ein Witz ein: Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: „Mensch, du siehst aber schlecht aus! Was hast du denn?“ Sagt der andere: „Homo Sapiens“! Sagt der Erste: „Die hatte ich auch schon. Das geht vorbei!“

Und seither bin ich eine leidenschaftliche Müllsammlerin an den Stränden dieser Welt. Ich verstehe mich allerdings nicht als Mutter Theresa der Weltmeere!

Aber vielleicht gibt es ja die eine oder andere von Euch, die sich so was auch schon mal gedacht hat, aber nicht getraute, es auszuprobieren. Schnappt Euch ne Tüte und schmeißt den ganzen Müll rein. Ich verspreche Euch: Es fühlt sich gut an!

Lieben Gruß von Beate

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