Das wird ja nie was – oder doch?

Gute Vorsätze? Hat Wechselweib Heike auch jahrelang gefasst. Und jahrelang entnervt aufgegeben. Bis sie gelernt hat, wie man einen trägen Geist austrickst.

Und? Seit dem 1. Januar schon mal auf Ihren Zettel geschaut? Schauen Sie nicht so unschuldig. Sie wissen genau, welchen ich meine. Den in der Schreibtischschublade, mit den guten Vorsätzen. Mehr Sport machen! Weniger die Kinder anschreien! Endlich die Fortbildung in Angriff nehmen! Jetzt mal ehrlich: Hat irgend etwas davon länger gehalten als, sagen wir mal, bis zum 10. Januar?

Da liegt er, der Weg mit den Zielen. Jetzt heißt es nur noch: Losmarschieren!
Da liegen sie also, die Ziele. Sie sollten jetzt nur noch ein wenig konkreter werden…

Nein, ich will Sie nicht ärgern. Ich kann das gut verstehen. Jahrelang ging es mir genau so. Bis zu einem sonnigen Tag im vergangenen Sommer, an dem ich etwas Entscheidendes verstanden habe. An diesem Tag war ich mit Susanne Westphal zu einem Spaziergang um die Alster verabredet. Das ist eine grundsympathische Bayerin in Hamburg, die nicht nur Führungskräfte coacht, sondern auch Normalos wie mir auf die Sprünge hilft, wenn’s irgendwo im Leben hakt. Bei mir war es auch so ein Vorsatz, den ich nie umgesetzt hatte: besser mit Kritik umgehen lernen, nach beiden Seiten. Fair austeilen, besonnen einstecken. Nicht um jeden Preis gemocht werden wollen, aber auch ehrlich mit mir selbst sein. Ein typisches Frauenproblem, mit dem ich nicht allein war. Aber das machte es nicht besser. Jedes Jahr stand der Vorsatz auf meinem Zettel. Jedes Jahr war es umsonst.

Bis Susanne Westphal mich auf dem Alster-Anleger besorgt aus ihren schokoladenfarbenen Augen ansah und sagte: „Ich habe meine Zweifel, dass Sie das umsetzen können.“ Ich erschrak. Traute sie mir nicht zu, an mir zu arbeiten? Aber der Schreck war nur kurz. „Statt einen Vorsatz zu fassen, sollten Sie ein Ziel formulieren. Ein Ziel muss messbar sein, positiv formuliert und begrenzt.“, erklärte sie mir.

Klingt abstrakt, ist es aber nicht. Im Gegenteil. Unsere Veränderungspläne sind nämlich meistens viel zu vage. So, als würden wir auf einem Floß zu einer Ozean-Überquerung aufbrechen, ohne Planung, ohne Proviant, und vor allem ohne Kompass. Da kann man nur kentern oder umkehren. Mit der richtigen Ausrüstung ist es aber durchaus möglich, auch lange Reisen zu fernen Zielen zu überstehen.

Nehmen wir einen simplen Silvestervorsatz: mehr Sport. Die Richtung ist schon mal gut: mit einem positiven Satz kann unser Hirn nämlich mehr anfangen als mit einem negativen („weniger auf der Couch abhängen“). Aber: was heißt „mehr“? Einmal, zweimal, dreimal wöchentlich? Und: Wann wollen wir unsere Fahrtrichtung und unsere Strecke überprüfen und notfalls korrigieren? In vier Wochen oder drei Monaten? Wie wollen wir uns belohnen, wenn wir durchgehalten haben? Wenn wir es nicht geschafft haben: warum nicht? Was können wir im zweiten Anlauf besser machen?

Diese Reiseplanung funktioniert auch auf komplizierteren Routen. Nach dem Alsterspaziergang mit Susanne Westphal hatte ich neu formuliert: „Im Lauf der nächsten sechs Monate werde ich lernen, Kritik an anderen sachlich und freundlich zu äußern und Kritik an mir gelassen zu prüfen.“ An Silvester bin ich dann nochmal um die Alster gelaufen. Allein. Dabei habe ich mir durch den Kopf gehen lassen, in welchen Momenten ich meinen Ansprüchen gerecht geworden bin und in welchen nicht. Und wo ich meinen Kompass nochmal nachjustieren muss. Im Großen und Ganzen war das ziemlich ermutigend. Gute Vorsätze für 2014? Keine. Wenn, dann habe ich nur noch Ziele.

Möchten Sie auch mal ausprobieren, ob Ihnen auf diese Weise mehr gelingt? Oder tun Sie das schon längst? Dann freue ich mich darauf, was Sie zu erzählen haben!

Ihre Heike

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